INTERVIEW

Aufbruchsstimmung trotz allem

Ein Artikel von Andrea Sturm | 04.07.2022 - 11:24
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BÄKO-Geschäftsführer Markus Geres zieht positive Bilanz über die BÄKO-Frühjahrsmesse. © Andrea Sturm

Herr Mag. Geres, nach vier Jahren konnte die BÄKO-Frühjahrsmesse endlich wieder stattfinden. Wie war die Stimmung?

Prinzipiell sehr positiv, besonders wenn man an die Herausforderungen denkt, mit denen die Branche zu kämpfen hat. Die Arbeitsmarktbedingungen, der Fachkräftemangel, Inflation und Preissteigerungen betreffen die gesamte Branche. Trotzdem kommen die Menschen auf die Messe, um sich auszutauschen, um zu schauen, was es an Neuheiten gibt und wie man sich in Zukunft weiterentwickeln kann. Unsere Frühjahrsmesse war auch diesmal eine gut genutzte Plattform für alle unsere Kunden und Lieferanten.

Also überwiegt die Freude am persönlichen Gespräch die schwierigen Rahmenbedingungen?

Ja, das ist deutlich spürbar. Die Kunden waren sehr froh, dass sie sich wieder persönlich austauschen können. Der große Vorteil unserer Frühjahrsmesse gegenüber großen Messen wie der Südback sind die persönlichen Beziehungen. Unsere Messe ist kein anonymes Informieren über Neuheiten, sondern die Kunden gehen zu ihrem direkten Ansprechpartner und können dort ihre konkreten Anliegen besprechen.

Welche Stimmung nehmen Sie unter den Ausstellern wahr?

Auch die ist positiv. Die Besucherfrequenz ist etwas niedriger als bei vergangenen Veranstaltungen, aber alle, mit denen ich gesprochen habe, melden äußerst hochqualitative Gespräche mit konkreten Ergebnissen.

Wie ist die backende Branche durch die Coronajahre gekommen?

Darauf lässt sich keine allgemeine Antwort geben. Die staatlichen Subventionen haben geholfen, aber im Detail gibt es große Unterschiede zwischen Bäckereien und Konditoreien, es gibt Unterschiede je nach Region und nach der wirtschaftlichen Ausrichtung. Betriebe in Tourismusregionen hatten es besonders schwer, Nahversorger und Betriebe, die ins Gai fahren, konnten ihre Umsätze teilweise sogar steigern.

Und wie geht es der BÄKO selbst?

Derzeit sieht es danach aus, dass wir 2022 wieder das Umsatz-Niveau von 2019 erreichen können.

Wie wirkt sich der Ukraine-Konflikt auf die Handelsbeziehungen aus?

Wir beziehen kaum Rohstoffe direkt aus den betroffenen Gebieten, aber als Handelsfirma spüren wir es natürlich auch, wenn unseren Vorlieferanten eine Komponente fehlt. Derzeit sind unsere Lager voll, wir haben rechtzeitig eingekauft. Aber derzeit weiß niemand genau, wie sich alles weiterentwickelt.

Es ist ja nicht nur der Ukraine-Konflikt. In den letzten Monaten sehr akut war der Lockdown im Hafen von Shanghai, wo tausende Container nur sehr schleppend gelöscht wurden. Der Containerkreislauf ist schon wieder gestört. Experten sagen, dass sich der Warenfluss erst 2023 wieder erholen wird. Das alles trägt zur derzeitigen Preisspirale bei.

Die BÄKO-Hausmesse ist die letzte Messe, die es in Österreich für das Lebensmittelhandwerk gibt, und man merkt, dass ein großer Aufwand dahintersteckt. Muss man überlegen, ob man das wieder macht, oder gehört diese Messe einfach dazu?

Natürlich muss man die Messe auch immer unter wirtschaftlichen Voraussetzungen betrachten, aber für uns gehört diese Messe auf jeden Fall dazu. Es ist Teil unseres genossenschaftlichen Auftrags, dass wir auch eine solche Rolle für unsere Mitglieder übernehmen und eine Plattform bieten, auf der sich Kunden und Lieferanten austauschen können.