Das kleine Café mit acht Sitzplätzen ist liebevoll eingerichtet, und aus der Vitrine locken, wie der Name schon sagt, vor allem Torten und Cupcakes. Eigentlich sollte die Eröffnung bereits im Frühjahr 2020 stattfinden, wegen Corona entschloss sich Birgit Syrch-Moser, noch abzuwarten. Im Dezember wagte sie es doch – und wurde schnell zu einer Institution im „Grätzel”, wie man die unmittelbare Umgebung in Wien liebevoll nennt.
Mittlerweile wurde das ursprüngliche Sortiment um Kundenwünsche erweitert. „Mir macht es einfach Spaß, mit den Leuten zu reden. Und natürlich geht man auf die Wünsche ein, es geht ja darum, den Leuten eine Freude zu machen. Die Konditorei soll nicht nur Süßes verkaufen, sondern auch eine Bereicherung für die Umgebung sein.”
So entstand der Altwiener Apfelstrudel etwa aus dem Wunsch eines Pensionisten, der die Strudelkünste seiner verstorbenen Frau vermisste. Die pikanten Gustostückerl verdanken Kunden einer Nachbarin, die zwar den Duft aus der Backstube lobte, aber lieber Salziges als Süßes nascht. Zudem bringt die Lage mitten im Botschaftsviertel auch internationale Einflüsse, freut sich Birgit Syrch-Moser: „Wenn die Besucher von ihren Lieblingsmehlspeisen zu Hause erzählen, komme ich auch immer wieder auf neue Ideen.”
Das süße Handwerk war Birgit Syrch-Moser nicht in die Wiege gelegt, hat sie aber doch von Kindheit an fasziniert. Im niederösterreichischen Leopoldsdorf sammelte sie erste Backofenerfahrungen mit der Oma und wollte sich eigentlich schon mit 14 für eine Konditorlehre entscheiden, doch die Eltern überzeugten sie, zur Sicherheit erst einmal Matura zu machen. Danach folgte eine Tourismus-Ausbildung in Krems. Mit 29 traf sie schließlich die Entscheidung, noch einmal ganz von vorne anzufangen. Aus dem erfolgreichen Berufsleben auszusteigen um nochmals die Schulbank zu drücken und ein gutes Einkommen gegen ein Lehrlingsgehalt zu tauschen, war kein leichter Entschluss, aber es war der Mühe wert, findet sie heute. Dabei war ihr wichtig, die ganze Ausbildung von Anfang an und vollständig zu machen – von den Teilberechtigungen der Quereinsteiger hält sie wenig. „Da kommen Leute zur Meisterprüfung, die die Grundlagen nie gelernt haben. Wenn dadurch dann etwas schiefgeht, gerät das ganze Gewerbe in Verruf.”
Leicht war es allerdings nicht, eine Lehrstelle zu finden. „Ich habe 200 Bewerbungen geschrieben, bevor es geklappt hat. Die Leute denken: Mit 29 will sie dann eh gleich Kinder, oder dass eine so späte Lehre nur ein Spleen ist und man bald wieder aussteigt”, erinnert sich Birgit Syrch-Moser. Fündig wurde sie schließlich in Eisenstadt, bei Willi Steiner. Nach der Lehre und der Meisterprüfung in Baden machte sie sich in ihrem Heimatort mit Bedarfstorten selbstständig. Der Wunsch nach einer eigenen Konditorei war aber von Anfang an da, verstärkt wurde er durch die Konkurrenz auf dem Land. „Da gibt es viele Hausfrauen, die sich eine Kleinigkeit dazuverdienen wollen – ohne Ausbildung und ohne Gewerbe. Die verderben die Preise. Ein Außenstehender sieht ja nicht, ob man nachhaltige, regionale Zutaten verwendet oder nur das Billigste irgendwie zusammenpanscht”, erzählt Birgit Syrch-Moser.
Alles Handarbeit
In der neuen Konditorei im vierten Wiener Gemeindebezirk wird nicht gepanscht, sondern liebevoll handgekünstlert. Geschäft wie Backstube hat Birgit Syrch-Moser gemeinsam mit ihrem Mann, der aus der Baubranche kommt, konzipiert und verwirklicht. „Es ist schon ein Vorteil, ganz neu anzufangen. Man braucht keine Rücksicht auf vorhandene Maschinen und Einrichtung zu nehmen, sondern kann alles nach den eigenen Vorstellungen und den geplanten Arbeitsabläufen gestalten”, erzählt die Meisterkonditorin.
„Wir planen auch in Zukunft keine Massenproduktion, sondern bleiben bei kleinen, feinen, handgemachten Spezialitäten.” Derzeit arbeitet sie gemeinsam mit ihrem Mann von Mittwoch bis Samstag an den köstlichen Kunstwerken. „Ein bisschen unsicher war ich schon, wie das funktionieren soll”, gibt sie zu, „wenn man sich jahrelang nur in der Freizeit sieht und dann plötzlich den ganzen Tag gemeinsam arbeitet.” Eine klare Aufgabentrennung erleichtert die gemeinsame Arbeit: Birgit Syrch-Moser kümmert sich um die Spezial-Torten und um alles, was gebacken werden muss, ihr Mann hat sich auf die Cupcake-Cremen und die pikanten Gustostückerl spezialisiert. „Für den Moment hat unsere Konditorei für uns die ideale Größe. Wir werden sehen, wie es nach Corona weitergeht”, erklärt sie. Gegen eine gesunde Erweiterung hat Birgit Syrch-Moser grundsätzlich nichts einzuwenden: „Langfristig gedacht, wären ein oder zwei Filialen schon interessant”, meint sie.