Reportage

Klassische Vielfalt mit Regionalbezug

Ein Artikel von Andrea Sturm | 29.11.2021 - 10:48
hag_02.jpg

Die Konditorei in der Kremser Fußgängerzone ist einladend und immer gut besucht. © Andrea Sturm

Seit 1836 versorgt die Konditorei Hagmann Krems und das Umland mit hochwertigen Konditorwaren. Die hauseigene Schokolade, Eis und natürlich hochwertige Mehlspeisen begeistern Kremser wie Touristen gleichermaßen. Thomas Hagmann, der die Konditorei gemeinsam mit seiner Frau betreibt, ist Konditor, Betriebswirtschaftler, Innungsmeister und WKO-Bezirksstellenobmann. Im Geschäftlichen denkt er pragmatisch: „Von der Tradition allein kann man sich nichts kaufen”, philosophiert er, „man muss die Balance finden zwischen dem Erbe, das positiv weiterlebt, und der Anpassung an neue Anforderungen.”

Betritt man das Lokal in der lebendigen Fußgängerzone in Krems, wirkt dieser Ansatz gelungen. Hell und dennoch gemütlich, vorbei an einer Vitrine, aus der Törtchen, Plunder, Pralinen und sonstige Köstlichkeiten locken, geht es in den Café-Bereich, in dem sich spontane Tortenlust stillen lässt, der aber ebenso zu langen vertratschten Nachmittagen mit Familie und Freunden einlädt. Von schnellen Food-Trends hält Thomas Hagmann nichts: „Im Lauf der Zeit waren wir manchmal sehr modern, dann wieder ein bisschen altmodisch. Langfristig ist es wichtiger, den eigenen Charakter zu bewahren”, betont er.

Vielseitiges Sortiment

hag_01.jpg

Vielfalt zum Anbeißen: Thomas Hagmann produziert, was Genießer wünschen. © Andrea Sturm

In der Konditorei Hagmann wird nicht nur gebacken, auch Schokolade und im Sommer Speiseeis gehören zu den hier produzierten Genüssen. Ein Drittel der Produktion wird im Stammhaus verkauft oder konsumiert, zwei Drittel gehen in den Wiederverkauf. Die regionale Komponente hat sich dabei logisch abgezeichnet, erzählt Hagmann: „Die besten Marillen kommen aus der Wachau, und natürlich verwenden wir die auch für unsere Torten, Kuchen, und für die Schokolade.

Viele unserer Rohstoffe kommen von Bauern und Produzenten in der Umgebung.” Neben den Marillen ist auch der Wein eine regionale Spezialität, die Eingang in die Konditorprodukte findet. Eine enge Zusammenarbeit mit Stadtmarketing und Tourismusbetrieben bringt nicht nur zusätzliche Einnahmen, sondern auch Produktideen. So ist das heuer mit dem „Goldenen Stanitzel” ausgezeichnete Mozarteis für das Kremser Mozartjahr entstanden, das von der dort ansässigen Köchelgesellschaft veranstaltet wurde. „Man muss sich auch außerhalb des eigenen Betriebs einbringen”, ist Hagmann überzeugt. „Hätten wir nicht so ein extremes Engagement in der Gemeinde und überregional, würde es uns längst nicht mehr geben.”

Krems, bereits 2020 als süßeste Stadt Österreichs ausgezeichnet, hat im September die „Süßeste Meile Österreichs“ ausgerufen, auch dabei war Hagmann stark engagiert.

Teamwork als Basis

hag_IMG_6997.jpg

Saisonale Köstlichkeiten: Der Wachauer Lebkuchen ist gefragt. © Andrea Sturm

Insgesamt kümmern sich in der Konditorei Hagmann 40 Mitarbeiter um Produktion, Bedienung und Logistik. Das  klassische Bild vom Konditor, der selbst und allein in der Backstube steht, hat bald ausgedient, ist Hagmann überzeugt: „Administration und Organisation werden immer aufwendiger, dazu kommen Marketing,  Mitarbeiterführung und weitere Aufgaben. Das kann nicht einer allein machen.”

Die Entwicklung und Perfektionierung des Produktsortiments lässt sich Hagmann aber nicht nehmen. „Das mache ich zum Großteil selbst, obwohl ich dabei heute schon mehr auf meine Frau und meine Mitarbeiter höre, als ich es früher getan habe”, schmunzelt er. „Meine Frau hat einen ganz anderen Geschmack als ich. Das ist ein Vorteil.“

Ob die Konditorei auch in nächster Generation noch bestehen wird, lässt Hagmann offen. „Ich werde meine Kinder zu nichts zwingen”, betont er, „Konditor ist ein Beruf, in dem man sieben Tage pro Woche arbeitet, das will eben nicht jeder. Aber wenn man es will, dann ist es ein wunderschöner Beruf.“