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Maragrete, Franz + Markus Dormayer feierten ihr 75-Jahre-Fleischerei-Jubiläum © Andrea Sturm

Jubiläum

Alles für die geliebte Blunzen

Ein Artikel von Andrea Sturm | 08.08.2025 - 10:42
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Markus Dormayer kümmerte sich persönlich um die Zubereitung des perfekten Spanferkels. © Andrea Sturm

Auf dem Grill drehten sich Spanferkel, aus der Küche kam Teller um Teller mit der berühmten Blutwurst. WeggefährtInnen und KundInnen sowie Gäste aus Politik und Wirtschaft genossen die Feierlichkeiten.

Markus Dormayer, der die Fleischerei seit 2021 in dritter Generation führt, bedankte sich in seiner Rede bei den KundInnen für die Treue. Auch Seniorchef Franz Dormayer ließ Produkte und Zeitläufte Revue passieren, wandte sich aber auch kritisch an die Politik: „Wenn man ein Drittel von dem nimmt, was die internationale Industrie an Zuwendungen bekommt, und es den klassischen österreichischen Handwerksbetrieben gibt, wäre der Nutzen für unser Land viel höher. Das Geld bleibt im Land, wertet die Regionen auf, sichert die Nahversorgung und geht nicht in internationale Konzerne“, betonte er, ließ aber auch keinen Zweifel an der Resilienz der heimischen Fleischer: „Wir haben stürmische Zeiten hinter uns und gehen wieder auf stürmische Zeiten zu, aber es gibt uns noch“, schloss der Blutwurst-Weltmeister.

Erfolg mit Blunzen und veganer Linie

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Franz Dormayer freute sich über das Jubiläumsfest - und fand kritische Wort für die Politiker. © Alle Rechte vorbehalten. Lizensierung: Andrea@sturmwarnung.at

Blutwurst ist die große Leidenschaft von Franz Dormayer: „Dafür wurde ich anfangs belächelt, aber mit der Zeit konnte ich die Kunden überzeugen“, erzählt er. Und nicht nur die Kunden: Auch bei den Welt meisterschaften im französischen Mortagne-au-Perche werden seine Produkte immer wieder mit Edelmetall ausgezeichnet, im Jahr 2000 wurde Franz Dormayer gar Blutwurst-Weltmeister.

Ein Erfolg, auf dem sich der Fleischermeister nicht ausruhte: Mit viel Erfindergeist kreierte er vielfältige Sorten,  die die Blunzn mit Schokolade, Ananas, Datteln oder Zwetschken verfeinern – insgesamt über 50 Varianten. Aber der Fleischer lebt nicht von der Blutwurst allein: 1999 verblüffte und überflügelte der Fleischermeister die bayerische Konkurrenz und holte sich den Titel eines Weißwurst-Europameisters.

So wie er sind auch seine Würste. Kräftig zupackend, aufregend, nicht mehr loslassend. Der Franz Dormayer ist ein Purist, ein kreativer Geist, der so manches Mal die Lust am Metier zu verlieren drohte, weil die Fleischer in und um die Großstadt Wien kein leichtes Los gezogen haben: „Die Kommunalpolitiker reden zwar gerne über die Nahversorgung, allein sie tun kaum etwas dafür. Eine verheerende Raumordnung, die Ortschefs für die Ansiedlung von Supermärkten und Diskontern an den Ortsrändern budgetär belohnt, und schon schaust du als Einzelkämpfer ziemlich alt aus. Wenn dazu noch die Kunden lieber mit dem Auto das Einkaufserlebnis suchen und die spottbilligen Fließbandschnitzel kiloweise einsacken, dann kannst du das Hackl draufhauen.“

Doch der Franz ist aus einem harten Holz geschnitzt. Er hat den Kampf aufgenommen, auch wenn man als kleiner Fleischer seine Brötchen schwer erarbeiten muss. Dank seiner geliebten Blunzn hat er so etwas wie Kultstatus erreicht. Als sein Sohn Markus Dormayer 2021 den Betrieb in der dritten Generation übernahm, fügte er dem Sortiment eine zeitgemäße Variante hinzu: die vegane Blutwurst, die auch eingefleischte Genießer überzeugen kann. Mittlerweile ist auch ein umfangreiches veganes Sortiment im Programm, wie etwa Leberkäse, Haggis, Salsiccia, Käsekrainer und vieles mehr.

Bewegte Geschichte

Seit 1950 ist die Fleischerei im Besitz der Fa-milie Dormayer, doch eine Fleischerei andiesem Standort hat eine deutlich längereTradition. Bereits 1749 war in den Langenzersdorfer Grundbüchern von einer „radizierten Fleischhauerei“ die Rede. Franz Dormayer, der die Freizeit des Ruhestands nützt, um eine Chronik zu erstellen, erzählt: „Der Besitzer des Gebäudes musste also dort das Handwerk der Fleischerei ausüben. Man könnte es eine frühe Form von Sicherungder Nahversorgung nennen.“

Regional verwurzelt ist die Fleischerei Dor-mayer bis heute. Auch Markus Dormayersetzt auf kurze Transportwege, auf beständig hohe Qualität und auf neue Produktideen im Sinne köstlicher Traditionen.